Dienstag, 12. Oktober 2010

Das Gold der Bundesbank

Die deutsche Zentralbank verfügt, mit 3433 Tonnen Gold, über die zweitgrößten Goldreserven der Welt. Dass die Masse der deutschen Goldreserven nicht in den Tresoren der Bundesbank in Frankfurt lagert, sondern in den USA und London, geht auf den Kalten Krieg zurück. Wäre es zur Intervention gekommen und hätten die russischen Panzerspitzen Frankfurt erreicht, wäre das Gold verloren gewesen. Aus diesem Grund entschloss man sich zu einer Lagerung im Ausland. Die Notwendigkeit dazu besteht heute, 20 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges, nicht mehr. 
Trotzdem war man in Washington und London bislang absolut nicht begeistert von Plänen das deutsche Gold wieder nach Deutschland zurückzuholen. Die Frage des Lagerorts der deutschen Goldreserven ist auch eine Antwort auf die Frage, wie es um die Souveränität unseres Landes wirklich bestellt ist. Auf dem Papier sind wir ein souveräner Staat, aber Papier ist bekanntlich geduldig. Ein Beweis ist das als »Blessing Brief« bekannt gewordene Zugeständnis von Karl Blessing an die USA. Blessing stand von 1958 bis 1970 der Bundesbank vor. Ende der Sechzigerjahre verlangten die USA einen neuen finanziellen Ausgleich für ihre Stationierungskosten in Deutschland. Man einigte sich darauf, daß die Bundesbank ihre Goldreserven nicht aus den USA abziehen werde, solange die USA militärische Stützpunkte in Deutschland unterhält.
Warum legen die USA so großen Wert darauf, die deutschen Goldreserven bei sich zu haben? Ein exzellenter Kenner der Verhältnisse und früheres Mitglied der Bundesregierung meinte: »Die Amerikaner betrachten das deutsche Gold als eine Art Pfand.« Er hätte auch sagen können: als eine Art Geisel für deutsches Wohlverhalten. 
2010 liegt immer noch der Großteil der Goldreserven in den USA. Solange diese im Ausland lagern, ist die Bundesregierung leichter erpressbar. Es müsste also das Ziel jeder Regierung sein, diesen nicht optimalen Zustand schnellstmöglich zu beenden. 

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